Bisschen generelles zur Chlormessung vorab:
Die Cl-Messung erfordert wesentlich konstantere Bedingungen als eine pH und Redoxmessung. Die Sonden reagieren je nach Bauart auf den pH, die Temperatur, die Anströmung, Algizid (Tenside) und alle anderen, oxidierend wirkenden Verbindungen im Wasser deutlich "empfindlicher" und mit teilweise größeren Abweichungen als das pH oder Redoxelektroden machen. Konstante Bedingungen sind also schon mal die beste Voraussetzung für eine direkte Chlor Messung.
Idealerweise liegt die Anströmung an der Chlor-Elektrode im Bereich zw. 8 und 16cm/sec. und ist hier halbwegs konstant (+/- 1cm/sec). Veränderungen in der Anströmung haben direkten Einfluss auf den Messwert (mehr Anströmung == höherer Messwert. Und umgekehrt). Der Messwert wird also mit einer Veränderung der Anströmung (gegenüber der Anströmung die beim letzten Kalibrieren herrschte) entsprechend "verfälscht".
Auf Algizid ist zu verzichten, die enthaltenen Tenside lagern sich an der Elektrode an und haben eine deutliche Auswirkung auf den Messwert. Gleiches gilt für "Metall-Entferner / Metall-EX" oder ähnliche Mittelchen.
Abhängig der Bedingungen und der Höhe des Messwertes wird es immer leichte Abweichungen zw. DPD1 Messwert und Elektrode geben. Es spielen zu viele Faktoren im Wasser eine Rolle, die sowohl einen Effekt auf die DPD Messung als auch auf die Elektrode haben können. Somit wird man im Becken durchaus mal Unterschiede messen - vorallem dann, wenn der aktuelle Chlorgehalt deutlich vom dem Wert entfernt ist, bei dem man kalibriert hat. Idealerweise kalibriert man also, wenn der Chlorgehalt im Becken nahe dem gewünschten Chlorgehalt für den normalen Betrieb des Beckens liegt.
Einlaufzeit der Elektrode / Kalibrieren
Die Cl-Elektrode sollte mind. 24 Stunden in der Messzelle einlaufen, dabei muss sie elektrisch am Potentiostaten angeschlossen sein... und dieser an der ProCon. Die Sonde nur in die Messzelle einbauen zählt nicht, denn ohne "Strom" bilden sich die notwendigen Diffusionsgrenzschichten an den Elektroden nicht aus! Auch wenn die Sonde demontiert/abgeklemmt oder der Potentiostat stromlos gemacht wird => wieder einlaufen lassen, falls ihr danach vor habt neu zu kalibrieren (gleiche Einlaufzeit gilt nach dem Reinigen der Elektrode).
Kalibriert wird die Elektrode in ihrem normalen Betriebszustand, eingebaut in der Messzelle. Es gibt keine Referenz oder Pufferlösungen zum kalibrieren. Der DPD1 Messwert des Wassers wird gemessen und dient dann als Kalibrierpunkt. Je genauer also diese DPD1 Messung erfolgt, desto besser. Entsprechend ist der Idealfall auch, das man den DPD Test mit Wasser macht, welches direkt vor oder nach der Messzelle entnommen wird. Die Möglichkeit hat natürlich nicht jeder, aber dann sollte das Wasser zumindest direkt am Skimmer entnommen werden, bevor es durch die Aufbereitungsstrecke geht und nicht "irgendwo" im Becken - alternativ natürlich auch an der Einlaufdüse.
Damit man sich gewissen Ärger, Frust und massenhaft DPD Tabletten erspart folgende Dinge berücksichtigen:
1. Kalibrieren am besten am frühen Abend/Dämmerung (nicht weil das für die Elektrode wichtig wäre, sondern für die DPD Messung).
2. Filterpumpe sollte schon länger laufen (30 min. +)
3. Das Becken mind 30 Minuten vorher auf in etwa den Cl-Gehalt einstellen mit dem man normalerweise arbeitet (falls dieser aktuell wesentlich höher oder niedriger ist als normal).
4. Cl-Dosierung mind 15..20 Minuten vorher AUS schalten. Egal ob Elektrolyse oder flüssig.
5. Anströmungsgeschwindigkeit an der Sonde beachten und die Filteranlage/Absorber - oder was auch sonst immer Einfluss auf die Anstömungsgeschwindigkeit hat - so einstellen das ein möglichst "Normaler Betriebszustand" da ist in dem sich die Anströmung meist bewegt. Am besten liegt sie beim Kalibrieren (und im Betrieb) oberhalb 8cm/sec und unterhalb 16cm/sec.
6. Messwasser für den DPD Test möglichst "nahe" an der Sonde entnehmen.
7. Zum kalibrieren nicht nur eine DPD Referenzmessung machen sondern besser zwei, bei auffälligen Abweichungen auch eine dritte um "Ausreißer" bei den Tabletten aus zu schließen.
8. Einstellungen an Bezugspotential oder Verstärkung nicht direkt vor dem Kalibrieren machen. Durch Veränderung des Bezugspotentiales und der Verstärkung ergeben sich veränderte "Bedingungen" für die Platinelektroden der Sonde und die Sonde sollte erst wieder einige Stunden mit den neuen Werten laufen. Im Normalfall muss der Potentiostat nach der ersten Einstellung aber nicht mehr nachgestellt werden.
Ähnliches vorgehen empfiehlt sich natürlich auch, wenn man nachkalibriert. Wenn die Dosierung z.B. nicht AUS ist und man entnimmt das Messwasser für den DPD Test "irgendwo", wo blöderweise gerade eine "Wolke" Wasser mit frisch eindosiertem und noch nicht vollständig durchmischten Chlor "vorbei kommt", dann ergibt sich natürlich gleich eine ordentliche Abweichung und der DPD Messwert ist deutlich höher als das, was die Elektrode (noch) anzeigt.... also man kann und wird sich hier selber Fallen stellen, wenn man nicht konsequent jedesmal identisch vorgeht.
Die Chlor-Elektrode muss die ersten Wochen nach Inbetriebnahme regelmäßig nachkalibirert werden. Ab/Anlagerungen aus Carbonaten und Sulfaten (auf den Platinringen der Elektrode) reduzieren den Messwert die ersten Betriebstage immer wieder. Nach einigen Tagen/Wochen Betriebszeit pendelt sich dieser Zustand ein. Ein Reinigen der Chlor-Elektrode started diesen Prozess von neuem und entsprechend sollte die Chlor-Elektrode nur bei wirklich sichtbarem Bedarf (sichtbare Ablagerungen / Verunreinigungen) gereinigt werden (oder beim Einwintern der ganzen Anlage).