Vorab:
Zum Betrieb eines Schwimmbades (ob mit oder ohne Mess- und Regeltechnik) gehört die regelmäßige (wöchentliche) manuelle Kontrolle aller wichtigen Wasserparameter und der technischen Installation. Der Betreiber des Beckens ist für gesundheitliche Unbedenklichkeit der Wasserparameter verantwortlich. Dosiertechnik kann immer nur so gut arbeiten, wie sie gewartet und eingestellt wird.
Sofern das Becken bereits länger in Betrieb ist und vorher mit herkömmlichen Chlor-Tabletten oder Granulaten (organisches Chlor mit Cyanursäure) behandelt wurde, ist der Cyanursäuregehalt zu messen und durch entsprechenden Teil-/ oder vollständigen Wasserwechsel im besten Fall auf 0 oder zumindest in den deutlich einstelligen Bereich zu bringen. Werte an oder deutlich über 10mg/l reduzieren die Reaktionsgeschwindigkeit der oxidativen Prozesse im Wasser deutlich, reduzieren und verlangsamen die Messung des Redoxpotentiales und machen eine darauf basierende Regelung träge und ungenau.
Die weitere Verwendung von Cyanursäure-haltigen Chlorprodukten (z.B. für Schockchlorungen) ist zukünftig zu vermeiden.
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Zur Erstinbetriebnahme eines Schwimmbeckens mit Mess- und Regeltechnik müssen folgende Utensilien und Stellmittel bereitstehen, bevor das Becken gefüllt wird und bevor Einstellungen an einer Dosiersteuerung vorgenommen werden oder diese aktiviert wird.
Für alle Desinfektionsarten:
- Ein Fotometer oder andere, geeignete Messinstrumente, um mindestens folgende Parameter zu messen:
- pH-Wert
- freies Chlor (per DPD1)
- Alkalinität (Carbonathärte)
- Cyanursäuregehalt (bei Bedarf, siehe oben)
Für Elektrolysebecken zusätzlich:
- Ein Messgerät, um den Salzgehalt zu bestimmen.
Der Salzgehalt kann bei der ersten Zugabe von Salz in Süßwasser auch anhand der Zugegebenen Menge in kg berechnet werden, für den späteren Betrieb ist eine Messung notwendig. Es eigenen sich einfache Hand „TDS-Meter“ (z.B. FT36 von Water-ID).
Welchen Salzgehalt ein Becken tatsächlich benötigt, richtet sich nach dem Ausgangsleitwert des Wassers. Also sollte bei der Erstzugabe des Salzes mit weniger Salz begonnen werden als die Zelle vermeintlich benötigt - "mehr" kann dann jederzeit zugegeben werden.
Stellmittel für flüssig (Chlor) dosierte Becken:
- Natriumhypochlorit („flüssiges Chlor“) in üblichen Gebindegrößen (20l / 25kg).
Für Indoor-Becken sind – auf Grund der begrenzten Lagerfähigkeit und des niedrigeren Verbrauches – evtl. kleinere Gebinde zu wählen. - pH Senker flüssig in üblichen Gebindegrößen (18-20l / 20-22kg).
Bei frisch gefüllten Becken, abhängig der Beckengröße und der Carbonathärte des Füllwassers ggf. auch mehrere Gebinde (unbegrenzt lagerfähig). Der Stellmittelbedarf an pH Senker (14.9% Schwefelsäure) kann die ersten Betriebstage / Wochen bei über 1000ml pro 10m³ Wasser liegen. - Optional: Flockmittel.
Sofern keine automatische Dosierung von flüssigem Flockmittel per Dosierpumpe erfolgt, sind Kartuschen („Säckchen“) mit Lanthan-haltigem Flockmittel (z.B. Bayrol Superflock Plus) die beste und in der Anwendung sicherste Option.
Stellmittel für Elektrolyse-Becken:
- Anorganisches Chlorgranulat (Calciumhypochlorit) in kleiner Menge (1kg) oder ein kleines Gebinde Natriumhypochlorit („flüssiges Chlor“). Anorganisches Granulat/Tabs sind ebenfalls nur begrenzt lagerfähig – die Beschaffung von 10kg Gebinden ist typischerweise wenig zielführend.
- pH Senker flüssig in üblichen Gebindegrößen (18-20l / 20-22kg).
Bei frisch gefüllten Becken, abhängig der Beckengröße und der Carbonathärte des Füllwassers ggf. auch mehrere Gebinde (unbegrenzt lagerfähig). Der Stellmittelbedarf an pH Senker (14.9% Schwefelsäure) kann die ersten Betriebstage / Wochen bei über 1000ml pro 10m³ Wasser liegen. - Salz, entsprechend den Hinweisen des Elektrolyse-Anlagen Herstellers.
Es ist immer reines Salz (NaCl) zu verwenden, kein Meersalz oder Salz mit sonstigen „Zusätzen“. - Optional: Flockmittel.
Sofern keine automatische Dosierung von flüssigem Flockmittel per Dosierpumpe erfolgt, sind Kartuschen („Säckchen“) mit Lanthan-haltigen Flockmitteln (z.B. Bayrol Superflock Plus) die beste und in der Anwendung einfachste und sicherste Option.
In Kombination mit Mess- und Regeltechnik (elektrochemischen Sensoren) sind keine Algizide und keine „Metall-Entferner“ (Metall-EX o.ä.) zu verwenden. Auf Kalkstabilisatoren, sonstige Wundermittelchen oder Globuli kann ebenfalls verzichtet werden. Sollten Algizide oder Metall-Entferner zur Anwendung kommen „müssen“, sind elektrochemische Sensoren (pH / Redox / Chlor Elektroden) - durch Absperren der Messzelle - für mehrere Tage aus dem Wasserkreislauf zu halten.
VORGEHENSWEISE ZUR INBETRIEBNAHME
- 1. ELEKTRODEN INSTALLIEREN
Die pH und Redox Elektroden (ggf. auch die Chlor-Elektrode) sind in der Messzelle zu montieren und elektrisch anzuschließen, sobald der Wasserstand im Becken für den Betrieb der Filterpumpe ausreichend ist und die Messzelle für die Elektroden mit Wasser beschickt werden kann. Nach einigen Minuten Einlaufzeit ist zu prüfen ob die angezeigten Messwerte von pH und Redox-Elektrode nicht "zappeln" (Verkabelungsproblem / defektes Kabel / elektrische Störungen / etc.) und in einem realistischen Bereich liegen. Für nicht aufbereitetes Leitungswasser sollte sich in den meisten Fällen Messwerte im Bereich um pH 6.8 bis 7.8 und ein Redoxpotential im Bereich um 100mV - 400mV ergeben.
- 2. SCHOCKCHLOREN
Im Anschluss ist das Becken schock zu chloren (mit cyanursäurefreien Chlor-Produkten -> anorganisches Chlor). Das gilt für neu errichtete Becken ebenso, wie für eine Wiederinbetriebnahme im Frühjahr - unabhängig davon ob "altes" Wasser verwendet wird oder das Becken frisch gefüllt wurde! Dosiermengen hierzu (gilt für Cyanursäure freies Wasser):
- 60 Gramm Calciumhypochlorit (Granulat) pro 10m³ Wasserinhalt oder
- 250ml Natriumhypochlorit (flüssig) pro 10m³ Wasserinhalt
Abweichende und deutlich höhere Angaben zu notwendigen Dosiermengen auf Produktverpackungen (von Herstellern deren Firmensitz im südlichen Europa oder den USA liegt (z.B. HTH) können ignoriert werden. Basis für diese Angaben sind andere Wasserparameter als in der D-A-CH Region üblich.
Bei Verwendung von Brunnenwasser oder stark verunreinigtem Wasser sind die Mengen ggf. zu erhöhen. Bei Elektrolyse-Becken ist eine Schockchlorung NICHT durch den manuellen Betrieb der Elektrolyse-Zelle durchzuführen!
- 3. PH DOSIERSTEUERUNG AKTIVIEREN
VIOLETs pH Dosiersteuerung aktivieren.
Sollte sich der aktuell gemessene pH-Wert außerhalb der eingestellten "Warngrenzwerte (oberer und unterer)" befinden, wird keine automatische pH-Korrektur erfolgen. Der pH-Wert ist in diesem Fall mit manuellen Dosierungen innerhalb des Bereiches der Warngrenzwerte zu bringen oder die Warngrenzwerte sind temporär(!) anzupassen.
Die Standard-Voreinstellung des pH Sollwertes von pH7.2 kann normalerweise für die meisten Becken vorerst beibehalten werden, darf natürlich aber auch nach oben (bis 7.4) korrigiert werden, falls sich langfristig eine eher zu niedrige Carbonathärte / TA im Beckenwasser einstellt. Für Becken aus Naturstein / Sichtbeton / Fliesen ist der pH Sollwert ggf. weiter nach oben (bis 7.5) zu korrigieren (gemäß den Vorgaben der Beckenhersteller / der Material-Spezifikation).
Ergeben sich direkt bei Inbetriebnahme extreme Abweichungen zw. einem Elektroden-Messwert und einer manuellen Vergleichsmessung (Fotometer), ist die korrekte Funktion / Kalibrierung der Elektroden unbedingt vor dem Einschalten der Dosierautomatik zu überprüfen (Kalibrierung - siehe Punkt 6).
Die notwendigen Dosiermengen an pH Senker sind von der Ausgangs-Carbonathärte des Füllwassers abhängig. Insbesondere bei frisch befüllten Becken, können die notwendigen Mengen pH Senker die ersten 2-4 Betriebswochen sehr hoch sein. Ein Begrenzen der max. Dosiermenge (über die max. Tagesdosierleistung) ist in diesem Fall nicht hilfreich und zielführend. Sollte der pH Istwert im Becken anfangs immer oberhalb des eingestellten pH Sollwertes bleiben, kann durch Erhöhung des Parameters „Mengenanpassung“ die Dosierleistung erhöht werden. Die Einstellung sollte im späteren Verlauf, wenn sich der Verbrauch an pH Senker normalisiert hat, wieder zurück auf 0% gesetzt werden.
- 4. CHLOR DOSIERSTEUERUNG AKTIVIEREN
VIOLETs Chlor Dosiersteuerung aktivieren.
Für flüssig dosierte Becken kann der voreingestellte Redox-Sollwert von 750mV zunächst für die ersten Betriebstag belassen werden. Für Elektrolyse Becken ist der Sollwert anfangs niedriger zu setzen und es sollte mit einem Wert im Bereich um 650mV bis 680mV begonnen werden.
Der am Ende "korrekte" Redox-Sollwert für ein Becken ist vor allem Wasser- und nutzungsspezifisch und muss in den ersten Betriebstagen über wiederholte Vergleichsmessungen (DPD1, freies Chlor) selbst ermittelt werden. Da sich Wasserparameter über die Saison verändern, ist der Chlorgehalt im Becken regelmäßig zu kontrollieren und der Redox-Sollwert ggf. anzupassen.
Eine Dosieranlage kann korrekte Sollwerte nicht selbständig ermitteln, sie kann nur die eingestellten Vorgaben (für die der Betreiber des Beckens verantwortlich ist) halten!
Gerade Elektrolyse-Becken neigen oft zu einem deutlich zu niedrig erscheinenden Redox-Messwert, der hier aber üblicherweise nicht auf unzureichende Desinfektionsleistung des Wassers zurück zu führen ist, sondern auf die zusätzliche Produktion von Wasserstoff / Wasserstoffperoxid der Elektrolyse-Zellen. Elektrolyse-Becken, die nur per Redox-Potential geregelt werden sollen, bedürfen hier also (gerade Anfangs) besonderer Aufmerksamkeit.
In vereinzelten Fällen kann eine rein Redox-Basierte Regelung in Elektrolyse-Becken nicht zweckmäßig funktionieren oder gänzlich unbrauchbar sein und es ist der Einsatz einer Chlor-Messung notwendig.
- 5. EINSTELLUNG FÜR DIE MAXIMALEN TAGESDOSIERMENGEN PRÜFEN
Die maximalen Tagesdosierleistungen der jeweiligen Dosiersteuerung sind für die Erstinbetriebnahme auf halbwegs sinnvolle Werte zu setzen. Für die ersten, wenigen Betriebstage können folgende Werte angenommen werden:
- Max. Tagesdosierleistung Chlor-flüssig: etwa 300ml pro 10m³ pro Tag
- Max. Tagesproduktionsleistung Elektrolyse: etwa 30g pro 10m³ pro Tag
Die dosierten Mengen Desinfektionsmittel und der im Becken resultierende Chlorgehalt ist die ersten Tage täglich zu prüfen! Für Indoor-Becken kann von etwa 1/3 der oben genannten Mengen ausgegangen werden.
Die maximale Tagesdosierleistung muss im weiteren Betrieb, bei korrekter Funktion der Dosiersteuerung, nach oben angepasst werden. Die oben angegebenen Dosiermengen reichen im Sommer bzw. bei schönem Wetter (für Außenbecken) nicht aus.
Max. Tagesdosierleistung pH Dosierung
- 500ml pro 10m³ pro Tag.
Die notwendigen Dosiermengen an pH Senker sind von der Ausgangs-Carbonathärte des Füllwassers abhängig. Insbesondere bei frisch befüllten Becken, können die notwendigen Mengen pH Senker die ersten 2-4 Betriebswochen sehr hoch sein (deutlich über 500ml/10m³ pro Tag). Ein Begrenzen der max. Dosiermenge (über die „max. Tagesdosierleistung“) ist in diesem Fall nicht hilfreich und nicht zielführend!
Sollte der pH Istwert im Becken anfangs immer oberhalb des eingestellten pH Sollwertes verbleiben, kann durch Erhöhung des Parameters „Mengenanpassung“ die Dosierleistung erhöht werden. Die Einstellung sollte im späteren Verlauf, wenn sich der Verbrauch an pH Senker normalisiert hat, wieder zurück auf 0% gesetzt werden.
- 6. ELEKTRODEN KALIBRIEREN
Die Elektroden sind nach passenden Einlaufzeiten (4-6 Stunden bei der pH und Redox Elektrode ... 12-24 Stunden bei der Chlor-Elektrode) zwingend zu kalibrieren, um deren korrekte Funktion zu überprüfen.
Die potentiostatische Chlor-Messung (sofern installiert) ist in den ersten Tagen/Wochen regelmäßig zu prüfen und ggf. neu ab zu gleichen. Ablagerungen auf den Platinringen der Chlor-Elektrode reduzieren den Messwert anfangs u.U. über mehrere Tage kontinuierlich.
Sollten sich an der Chlor-Elektrode innerhalb weniger Wochen erkennbare Ablagerungen (Verfärbungen) ausbilden, liegt dies überwiegend an Metall-Ionen im Wasser. Diese sollten durch den konstanten Einsatz von Lanthan-haltigem Flockmittel (die u.a. Phosphate und Metall-Ionen filtrierbar machen können) aus dem Wasser entfernt werden.
Dazu geeignete Produkte sind z.B.:
- Bayrol Superflock Plus (Kartuschen)
- Bayrol Quickflock, flüssig (zur Dosierung per Dosierpumpe).
- Dryden Aqua APF, flüssig (zur Dosierung per Dosierpumpe).
Die meisten anderen Flockmittel enthalten kein Lanthan und sind für diesen Zweck entsprechend nicht geeignet.
- 7. SCHWIMMEN GEHEN
- Niedrige Wassertemperaturen sind zu ignorieren.
- Je nach physischer Konstitution müssen ggf. geeignete Auftriebskörper verwendet werden.